Cajon & Rhythmus - Projekt 2016
Mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen entstand im Frühling 2016 ein wöchentliches Musik-Event auf dem Paul-von-Hindenburg-Platz. Aus einer Mischung von eigenen Fähigkeiten, neu erlernten Rhythmen und freiem Spiel entstand eine ganz eigene Dynamik, in der die Kurstermine auch mal den Charakter eines Festes haben konnten. Durch die offene Gestaltung zeigten sich nach und nach unentdeckte Talente, wie Rapper oder Tänzer, welche die Gruppe bereicherten.
In der Freude am Spielen kann sich jeder ausprobieren und nach seinen eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen lernen und spielen.
Wir freuen uns darüber, dass diese Gruppe bereits Konzerte gespielt hat und weitere Termine in Zukunft folgen werden. Die Gruppe trifft sich mittlerweile im CVJM an der Teichstraße 2.
Cajon-Projekt mit Geflüchteten
Ein Bericht über meine Zeit in der musikalischen Flüchtlingshilfe Musikschule Hildesheim
Während der großen Ankunftswelle von Geflüchteten im Herbst des vergangenen Jahres, stellte sich mir immer wieder die Frage, wie ich Geflüchteten und ihren Familien helfen könne. Zeitgleich wurde in Sarstedt die Lagerhalle eines Supermarktes zu einer Notunterkunft umgebaut und bot somit die Gelegenheit, quasi „vor der eigenen Haustür“, mit anpacken und helfen zu können.
Ein in der HAZ veröffentlichter Artikel der Musikschule Hildesheim verkündete zudem, dass das ,,Bundesministerium für Bildung und Forschung“ der Musikschule, im Rahmen des Projekts "Kultur macht stark" seine finanzielle Unterstützung für die Durchführung musikalischer Flüchtlingsprojekte zugesichert habe. So beschloss ich (selbst seit zwölf Jahren Gitarren-Schüler der Musikschule Hildesheim) am Projekt „Kultur macht stark“ mitzuwirken und auf diesem Weg Hobby und Flüchtlingshilfe miteinander zu verbinden.
Gemeinsam mit Ralf Dittrich, dem Initiator des Weltrekord-Projekts "Trommeln ist (Welt-)Klasse (2015)", konnte ich als Betreuer einer Gruppe junger Geflüchteter, in der Mackensen-Kaserne, Workshops im ,,Cajon-Trommeln“ anbieten. In diesen Workshops wurde Woche für Woche Kindern und Jugendlichen das Erzeugen verschiedener Rhythmen auf Schlaginstrumenten zu westlicher Musik beigebracht.
Doch bereits im Mai musste das Projekt in der Mackensen-Kaserne schon wieder enden. Die Verteilung der dort untergebrachten Menschen und Familien auf die Stadt und die umliegende Gemeinden funktionierte so gut, dass die Kaserne als Notunterkunft nicht mehr genutzt werden musste.
So wurde das Projekt nach kurzer Unterbrechung in die "Ganztagsgrundschule Nord" übertragen, die inzwischen einen hohen Anteil an Flüchtlingskindern bei sich aufgenommen hat. Die Grundschule verfügt außerdem über ,,Sprachlernzentren“, in denen Kinder aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak zusammen lernen können.
Gleich in der ersten Unterrichtseinheit wurde ich dort auf die Probe gestellt. In Abwesenheit von Herrn Dittrich sollte ich allein 60 Kindern die Grundlagen des Cajon-Spiels beibringen. Mit meiner Wahl des Songs ,,I like to move it“, bekannt aus dem Kinderfilm Madagascar, schaffte ich es jedoch, alle Kinder zum Mitmachen zu bewegen.
Mit jeder Woche lernten die Kinder dazu, sodass sie zum Schluss 10 Stücke spielen konnten - genug für ein Konzert, wie ich entschied. In meiner letzten Cajon-Stunde im September wurden daher alle eingeübten Stücke gemeinsam vor den anderen Schülern der Grundschule Nord vorgespielt.
Alle Kinder haben beigeistert mitgetrommelt und auch die Schüler im Publikum konnten die Hände nicht still halten.
Gerne denke ich an diese sehr schöne Zeit zurück und freue mich eines mit auf den Weg zu nehmen:
„Musik verbindet uns alle und ist eine Muttersprache, die einfach jeder kann!“
Niklas Kolmey, Oktober 2016
Cajon & Rhythmus - Projekt 2017
Die zwei Kurse mit dem Titel „Cajon & Rhythmus & Bewegung & Sprache &Verständigung“ fanden hintereinander mit einer jeweiligen Dauer von 45 Minuten statt. Sie richteten sich an Jugendliche mit Fluchterfahrung im Alter von 14 bis 18 Jahren.
Etwa fünfzig Cajons waren in einem riesigen Kreis aufgebaut, auf jedem lag ein Shaker-Ei, wie als Platzhalter für etwa fünfzig Mädchen und Jungen der Grundschule Nord in Hildesheim und der angeschlossenen Sprachförderschule, die an jedem Freitag für eine Stunde ihren Schulalltag ablegten, um im nächsten Augenblick als Trommler in die Aula zu strömen.
Unterschiedlichste Nationalitäten, unterschiedlichste Erfahrungen in teils unvorstellbar turbulenten Biographien, die diese jungen Leben bereits prägten, kombiniert mit unterschiedlichsten Kenntnissen der deutschen Sprache und der Kultur des Landes in dem sie nun leben.
Das Erlebnis des Trommelns war ein riesiger Spaß für alle, doch das Abstimmen mit der Musik aus der Box, dem Rhythmus folgen, die Einsätze des Dozenten beachten, all das verlangte nach Rücksicht und Konzentration genauso wie nach der geduldigen Übung der Koordination von Händen und Kopf.
Ganz spielerisch, ganz nebenbei auf einander hören und achten lernen, Sprachkenntnisse erweitern, sich auf Rhythmus und Melodie einlassen, mit dem ganzen Körper in die Musik eintauchen, einmal nicht nur durch Hören allein, sondern durch die eigene Bewegung, das Erlernen der Schlagfolgen, zunehmend auch mit verteilten Rollen, schlicht: aktiv Musik machen im Einklang mit einer so großen Gruppe, das war ein wunderbares Erlebnis für alle Beteiligten. Dabei gelang es immer wieder auch die zaghaften, zurückhaltenden Kinder mit ins Boot zu holen.
Am Ende des Projekts wartete eine besondere Herausforderung: ein erster Auftritt eröffnete den ersten Abend der Hildesheimer Jugendbuchwoche. Mit seiner Spielfreude und seinem Können hatte das kleine Ensemble von 13 Kindern die Bühne und die Zuhörer fest im Griff und kam ohne eine Zugabe nicht nach Hause.
Der zweite Auftritt fand anlässlich der Musikschulwoche statt. Hierzu kamen 20 Jungen und Mädchen zur Waterloostraße. Die große Bühne im Freien war eine ideale Kulisse für das Stück „Hörst du die Trommeln“, das, wie auch die weiteren Stücke, beim Publikum einen großen Eindruck hinterließ. Ein letztes Mal traten die Schüler/-innen in der Aula der Grundschule Nord zum Abschluss des Schuljahres auf.